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Work-Life-Engagement-Balance: Wie du Berufstätige gut unterstützen kannst
Freiwilligenmanagement

Work-Life-Engagement-Balance: Wie du Berufstätige gut unterstützen kannst

Als Organisation stehst du täglich vor der Herausforderung, Berufstätigen die Vereinbarkeit von Arbeit, Privatleben und Engagement zu ermöglichen. In diesem Artikel erfährst du, wie du Engagierte unterstützt, ihren Einsatz sinnvoll und nachhaltig mit ihrem Alltag zu verbinden.

Verena

Warum Work-Life-Engagement-Balance für dich wichtig ist

Ehrenamt ist nicht einfach Entspannung nach der Arbeit, sondern ein eigenständiger Lebensbereich. Für viele Mitglieder*innen ist es sowohl Quelle von Sinn und Kontakten, als auch manchmal zusätzliche Belastung. Im MuP-Interview der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Burkhard Schmidt und Alex Weiser (2011, S. 2) zeigen die Ergebnisse, dass 65 % der Engagierten ihr Ehrenamt zeitweise als fordernd erleben.

"Ehrenamt wird nicht als Ort der Entspannung verstanden wie dies beispielsweise bei Sport oder anderen Hobbys der Fall ist. Vielmehr suchen und finden die Engagierten einen inhaltlichen Ausgleich zu beruflichen Tätigkeiten in ihrem Ehrenamt." (Schmidt & Weiser, 2011, S. 2)

Viele machen ehrenamtlich mit, um Neues zu lernen und ihre Ressourcen zu stärken, aber als Verein solltest du Verantwortlichkeiten, Belastungen und die individuelle Motivation im Blick behalten. Die Aufgabe, Arbeit, Freizeit und Engagement unter einen Hut zu bringen, bleibt anspruchsvoll und deine Organisation kann dabei gezielt unterstützen.

Herausforderungen bei der Vereinbarkeit

Du kennst aus deinem Vereinsalltag: Mit jedem zusätzlichen Bereich – etwa Beruf, Familie oder Engagement – wächst die Herausforderung. Nicht die Zeit allein, sondern vor allem die Anzahl und Art der Verpflichtungen bestimmen, wie zufrieden Menschen mit ihrem Ehrenamt sind (Wolf & Zimmer, 2019, S. 27-30). Die Untersuchung „Balanceakt hoch drei“ von Dr. André Christian Wolf und Prof. Dr. Annette Zimmer (2019) vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung analysierte detailliert die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Engagement bei Führungskräften in Nonprofit-Organisationen und stellt dabei folgende Aspekte als besonders herausfordernd fest:

  • Je mehr Verantwortungen, desto schwieriger wird die Vereinbarkeit.
  • Zeitdruck, Rollenkonflikte und viele Termine sind typische Stressoren.
  • Besonders ehrenamtliche Führungskräfte spüren die Mehrfachbelastung besonders stark.
  • Mit längerer Vereinszugehörigkeit und mehr Aufgaben steigt das Unzufriedenheitsrisiko.
  • Unausgeglichene Belastung führt oft dazu, dass sich Engagierte zurückziehen.
  • Die Rekrutierung und Bindung wird schwerer, wenn deine Organisation nicht auf Balance achtet.

Was du als Verein konkret tun kannst

Dein Verein kann ganz konkrete Maßnahmen ergreifen, um Berufstätigen ihre Engagement-Balance zu erleichtern. Die folgenden Empfehlungen stammen aus der wissenschaftlichen Expertise der beiden Forscher*innen (Wolf & Zimmer, 2019, S. 31–34).

Fünf bewährte Handlungstipps:

  1. Überprüfe regelmäßig die Zufriedenheit mit Arbeit und Engagement, um frühzeitig zu erkennen, wo es Herausforderungen bei der Vereinbarkeit gibt.
  2. Sensibilisiere Führungskräfte im Verein für das Thema Vereinbarkeit und motiviere sie, sich aktiv mit Lösungen auseinanderzusetzen.
  3. Schaffe Möglichkeiten für einen systematischen Erfahrungsaustausch – sowohl intern im Verein als auch mit anderen Organisationen und relevanten Akteuren.
  4. Entwickle und teste individuell passende Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit – achte darauf, dass sie den Bedürfnissen verschiedener Gruppen und Organisationsgrößen entsprechen und begleite sie wissenschaftlich.
  5. Untersuche die Wirkung umgesetzter Maßnahmen und mache diese sichtbar, zum Beispiel durch Evaluation, Qualitätsstandards oder das Einführen von Gütesiegeln für familien- und engagementfreundliche Vereinskultur.

Mit diesen Handlungsempfehlungen kannst du die Attraktivität deines Vereins nachhaltig stärken und dauerhaft ein gutes Fundament für die Zukunft schaffen. Genauere Informationen und wissenschaftliche Grundlagen findest du im Bericht „Balanceakt hoch drei“.

Politischer Handlungsbedarf

Die Vereinbarkeit von Engagement mit Beruf und privat ist kein reines Vereinsthema. Regelmäßige Berichterstattung, Förderung von Innovationen und Wissenssammlung hilft dir, auch langfristig erfolgreich zu arbeiten (Wolf & Zimmer, 2019, S. 31).

Eine kontinuierliche Überprüfung von Zufriedenheit – z. B. über Befragungen oder Monitoring – ist laut Wolf und Zimmer der Schlüssel, um auf Veränderungen zu reagieren und strukturellen Engpässen rechtzeitig zu begegnen.

Fördere außerdem den Erfahrungsaustausch:

  • Lass dich von Best Practices aus anderen Sektoren inspirieren.
  • Motiviere dein Team, Wissen weiterzugeben.
  • Setze dich für politische Unterstützung ein – denn auch die besten Konzepte im Verein profitieren von passenden Rahmenbedingungen

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Quellen:

Schmidt, B., & Weiser, A. (2011). Die Rolle des Engagements in der Work-Life-Balance. MuP-Interview 4/2011. Friedrich-Ebert-Stiftung.https://www.fes.de/index.php?t=f&f=37021&token=cf63798a826b7e9310dd685680f9812d37f5481f

Wolf, A. C. (2019). Balanceakt hoch drei: Engagement, Beruf und Privatleben. Expertise zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Engagement bei Führungskräften in Nonprofit-Organisationen. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.https://www.wzb.eu/system/files/docs/sine/expertise_wolf-zimmer_0.pdf

ÜBER DIE AUTOR*INNEN
Verena

Für Verena ist das Ehrenamt eine Chance, ihre Stärken sinnvoll einzusetzen, neue Menschen kennenzulernen und dabei persönlich zu wachsen. Im Content-Management-Team von letsact bringt sie ihre Marketing-Erfahrung ein, um andere zu inspirieren, ihre Talente gemeinnützig einzusetzen und die Freude und Wertschätzung des Engagements zu erleben.